Viszerales System

Innere Organe mit ihren Blut- und Lymphgefässen und den entsprechenden Anteilen des Nervensystems

Viszerale Osteopathie

Das viszerale System beinhaltet die inneren Organe samt bindegewebiger Hüllen (Bänder, Faszien, Aufhängevorrichtung) und Versorgungsbahnen (Nerven, Blut-, Lymphgefässe). Die Organe liegen im Brustkorb, Bauchraum und kleinen Becken. Es gibt eine Vielzahl von Berührungspunkten mit anderen Strukturen oder Systemen z.B. mit dem Bewegungsapparat, die in einem funktionellen Gleichgewicht stehen und sich dadurch gegenseitig beeinflussen.

Indikationen/ Symptome, welche auf eine viszerale Dysfunktion hindeuten können:

  • Verdauungsstörungen (Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung, Durchfall, Bauchkrämpfe)
  • Reizdarmsyndrom
  • Bauchschmerzen
  • Reflux, Sodbrennen (saures Aufstossen; Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre)
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Entzündliche Darmerkrankungen (M. Crohn, Colitis ulcerosa)
  • Nierenprobleme (chronische Harnwegsinfekte, Nierensenkung, …)
  • Lungenprobleme (chronische Entzündungen, COPD, Zwerchfellprobleme, …)
  • Funktionelle Herzbeschwerden
  • Operationsfolgen und Narben (Verklebungen, Verwachsungen)

Der Kern der osteopathischen Diagnostik und Therapie ist die Bewegung. Der Körper funktioniert dank der Möglichkeit, alle Bewegungen ausführen zu können. Alle Organe weisen eine Respirationsbewegung (Mobilität) in verschiedenen Ebenen auf. Bei den Brustkorb- und Bauchorganen ist diese Mobilität zyklisch (in Reaktion auf die Zwerchfellbewegung), während sie bei den Beckenorganen eher unregelmässig ist (in Reaktion auf physiologische Veränderungen im Becken). Zusätzlich hat jedes Organ die Fähigkeit, seine Form zu verändern (Motilität); dies geschieht aus eigenem Antrieb entsprechend seiner Entwicklung in der Embryonalzeit.

Ein Hauptmerkmal der viszeralen osteopathischen Dysfunktion ist, dass das Organ ertastbar und in seiner Beweglichkeit gestört ist. Das bedeutet, der Stoffwechselzustand, die Spannung oder das Volumen haben sich geändert und die Funktion des Organs ist gestört.

Restriktionen und Spannungen in den Körperhöhlen (Druckveränderungen, Muskel-Skelett-Probleme, Ungleichgewicht der Muskelspannungen, falsche Haltung usw.) können die viszeralen Bewegungen einschränken und dadurch die Funktion und die Flüssigkeitsbewegung beeinträchtigen. Umgekehrt können Restriktionen (Spannungen, Narben, Verklebungen) in und zwischen den Organen und ihren Gleitflächen zu Anspannung in den Aufhängebändern der Organe führen und so Spannungen in den Teilen des Muskelskelettsystems hervorrufen, an denen die Organe befestigt sind.

Verklebungen und Verwachsungen treten oft nach Operationen auf. Weitere häufige Ursachen von Verklebungen sind verschiedene entzündliche Darmerkrankungen, Perforation (=Durchbruch) von Organen sowie eine Endometriose (=krankhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutterhöhle im Beckenbereich und Bauchraum).

Die Ziele viszeraler osteopathischer Interventionstechniken lassen sich folgendermassen zusammenfassen:

  • Schmerzlinderung und Reduzierung sonstiger Symptome
  • Funktionsverbesserung oder Verbesserung der funktionellen Bewegung
  • Verbesserung der Blut- und Nährstoffversorgung in den betroffenen Organen
  • Verbesserung der Sauerstoff- und Nährstoffversorgung auf Zellebene
  • Optimierung des Flüssigkeitsabflusses über das Lymph- und Gefässsystem
  • Modifizierung von Reflexmustern und veränderten Reflexschwellen
  • Verbesserung gestörter Nerven-Funktionen (Zentral- und vegetatives Nervensystem)
  • Optimierung der Immunfunktion und der Körperreaktion auf Stress